Grußwort Andreas Tollhopf

Liebe Freunde des Felsberger Flügelaltars,

für mich als Bildhauer ist die Arbeit am Felsberger Flügelaltar eine ganz besondere Herausforderung. Die Gestaltung eines historischen Raumes und hier insbesondere der einer mittelalterlichen Kirche ist eine große Chance, die nur selten gegeben ist.

Ein zeitgenössischer Flügelaltar erscheint auf den ersten Blick anachronistisch in einer Zeit, in der die Übermittlung biblischer Inhalte für einen Großteil der Menschen nicht mehr ausschließlich auf Bilder beschränkt ist.

Aber vielleicht ist es auch gerade die Rückbesinnung auf Jahrhunderte alte Traditionen, nach der wir uns sehnen in einer von Reizüberflutungen geprägten, schnelllebigen Zeit. Sie bestärkt uns darin, Historisches in neuer, zeitgenössischer Sprache zu interpretieren und fortzuschreiben.

So spannend wie die Arbeit als solche an den Reliefs ist auch die Entstehungsgeschichte des Felsberger Flügelaltars, die ja bekanntlich noch nicht abgeschlossen ist. Ich erinnere mich gerne an das erste Treffen mit dem Felsberger Kirchenvorstand, zu dem ich vor mittlerweile 17 Jahren auf Initiative von Elfriede Linne eingeladen wurde. Anlass waren Pläne, vollplastische Krippenfiguren anzuschaffen, die den Chorraum während der Weihnachtszeit schmücken sollten. Relativ bald einigten wir uns jedoch auf meinen Alternativvorschlag, ein großes Weihnachtsrelief in Negativtechnik als Antependium vor dem Altar zu platzieren. Die positiven Rückmeldungen waren für mich damals ein großer Motivationsschub.

Das aus dicken, übereinander geschichteten Eichenkanthölzern hergestellte Relief war damals einseitig bearbeitet. Schon bald hatte Pfarrer Friedrich Werner die großartige Idee, auch die Rückseite mit einem Relief zu versehen, um so neben dem Weihnachtsrelief auch ein Osterrelief zu haben. Die dicken Balken waren für die in die Fläche gearbeiteten Negativreliefs ausreichend dimensioniert, so dass diesem Projekt nichts im Wege stand und es realisiert werden konnte.

Dem Osterrelief folgte die faszinierende Idee Friedrich Werners, mit der 1,00 m x 2,00 m messenden, beidseitig bearbeiteten Relieftafel als Basis einen Flügelaltar zu kreieren. Das von ihm damals gefertigte, kleine Modell mit der Tafel in der Mitte und vier jeweils beidseitig bearbeiteten Flügeln war bereits damals mit entsprechenden inhaltlichen Themen bedacht und dient noch heute als Arbeitsmodell.

Mit Hilfe von Konstruktionszeichnungen und dank der visionären Überzeugungskräfte konnten Gemeindemitglieder, Statiker, Landeskirche und Denkmalpflege für das Projekt gewonnen werden, so dass die Grundkonstruktion des heutigen Flügelaltars hergestellt wurde.

Seitdem geht es in kleinen, uns allen leider viel zu langsamen Schritten voran - das vierte von insgesamt acht Reliefs ist in Arbeit. Der Flügelaltar ist über lange Phasen für die Kirchenmitglieder und Besucher der Kirche nur als Torso erlebbar. Mit Hilfe dieser, Dieter Bürger zu verdankenden Dokumentation, soll die Wartezeit erträglicher, ihre Notwendigkeit verständlicher, aber auch Spendenmotivation gefördert werden, um der Vollendung des Flügelaltars immer näher zu kommen.

Da aber ein solches Projekt wachsen muss und nicht an einem Stück entstehen kann, bitte ich alle Freunde des Flügelaltars weiterhin um Geduld und Zuversicht. Die Herstellung der Reliefs ist sehr zeitintensiv und muss in den übrigen Alltag eingebettet werden.

Nicht zuletzt möchte ich an dieser Stelle all denen danken, die über die Jahre immer wieder für dieses Projekt gespendet haben und motivierend zu Spenden aufgerufen haben, um zur Realisierung beizutragen.

Auch danke ich allen Mitgliedern des Felsberger Kirchenvorstandes für die langjährige Unterstützung und die vielen, anregenden und motivierenden Treffen.

Mein besonderer Dank gilt Friedrich Werner, der durch sein fortwährendes Festhalten an der Vision des Flügelaltars und durch seine qualifizierten inhaltlichen Beiträge und Ideen bereits bis heute in sehr bedeutender Weise zur Realisierung beigetragen hat.

Wie oben gesagt, danke ich ganz besonders Dieter Bürger, der mit der Idee zur Erstellung einer Dokumentation den so wichtigen Beitrag zur Fortsetzung der Geschichte des Flügelaltars geleistet hat.

So hoffe ich, dass wir alle an der Realisierung des Flügelaltars festhalten und in einigen Jahren gemeinsam die Vollendung feiern werden können.

Herzlich Grüße,

Andreas Tollhopf

Vorwort Dietrich Bürger

Der Entwicklungsprozess des Altars muss als Dokument erhalten bleiben

Der Felsberger Flügelaltar hat mittlerweile eine Tradition von 23 Jahren hinter sich und ist mit dieser Dokumentation noch nicht beendet.

An diesem Prozess waren von Anfang an der damals amtierende Kirchenvorstand mit Pfarrer Friedrich Werner und der Architekt und Bildhauer Andreas Tollhopf maßgeblicher Antrieb. Zur Zeit ist ein gewisser Abschnitt erreicht, von dem aus wir zurückblicken sollten, um alle Entwicklungsstufen in Gesprächen, Zeichnungen, Fotos und Kunstwerken in Text und Bild festzuhalten und gedruckt zu präsentieren. Es darf von diesem Prozess nichts verloren gehen.

Pfarrer Friedrich Werner ist inzwischen im Ruhestand. Pfarrer Ernst Friedrich Schluckebier ist seit 2012 Pfarrer der beiden Kirchengemeinden mit einem neuen Kirchenvorstand. Damit gab es zugegeben neue Aufgaben in der Kirchengemeinde, aber vielleicht auch nicht mehr die entsprechende, würdigende Sichtweise zum Kunstwerk.

Diese Dokumentation möchte aufzeigen, was für ein besonderes Kunstwerk für das ganze Kirchenjahr bisher in Felsberg gewachsen ist. Das Kleinod eines zeitgenössischen Flügelaltars mit ungewöhnlichen Themenschwerpunkten und einer außergewöhnlichen Schaffensweise eines Positiv-Negativ-Reliefs befindet sich in der einmaligen, einheitlichen Umgebung des gesamten Chorraumes der Felsberger Nikolaikirche.

Dies gilt es nun in absehbarer Zeit zu vollenden. Kurz nach dem Pfingstfest 2016 wird der Bildhauer Andreas Tollhopf sechs von insgesamt zehn Reliefs geschaffen haben. Diese Dokumentation soll den Künstler und die Gemeinde beflügeln, die verbleibenden vier kleinen Reliefs anzugehen. Als Idee sind sie ja schon vorhanden.

Ich wünsche und hoffe, dass mit der Präsentation dieser Dokumentation die Würdigung des Kunstwerks steigt.

Dietrich Bürger